Das (deutsche) Urheberrecht ist eine feine Sache. Hat man ein Werk geschaffen, ist es sofort urheberrechtlich geschützt (in den USA ist das mit dem Copyright etwas anders, siehe auch hier). Eigentlich eine feine Sache, oder?Im Prinzip ja. Wer will schon groß nachdenken, wenn er irgendwo seine Inhalte veröffentlicht? Und es ist doch so bequem für alle jene Urheber, die sich möglichst alle Rechte vorbehalten wollen. Und dass nichtkommerzielle Nutzung der eigenen Inhalte kein Problem darstellt, das kann man immer noch dazu schreiben, oder?
Das stimmt natürlich. Man kann sich jederzeit eine eigene Lizenzvereinbarung stricken, so wie man das exemplarisch hier sehen kann. Ist so eine Erklärung/Vereinbarung juristisch sinnvoll/wasserdicht/zu streng? Keine Ahnung, ich bin kein Anwalt. Und hier liegt die Lücke, die Creative Commons aus meiner Sicht hervorragend ausfüllt: Es stellen sich für einen Urheber immer wieder die selben Fragen, wenn es darum geht bestimmte Nutzungen der eigenen Inhalte zu erlauben oder einzuschränken. Was liegt da näher als ein Baukastensystem, mit dem man sich seine eigene Lizenz zusammenklicken kann? Das ganze kann man hier tun.
Welche Lizenz darf es sein?
Ich spare mir hier einmal die einzelnen Lizenzen vorzustellen, dass lässt sich ganz gut in der Wikipedia nachvollziehen. Interessanter ist vielleicht eher, welche Lizenz ich gewählt habe, und warum. Wie man in meinem Impressum nachlesen kann, habe ich Creative Commons 3.0 Namensnennung Deutschland als Lizenz gewählt. Kurz gesagt: Die Inhalte unter dieser Lizenz dürfen weiterverwendet werden, solange ich als Urheber genannt werde. Dabei ist eine kommerzielle Nutzung genauso erlaubt wie eine Weiterverarbeitung.
Menschen dürfen mit deiner Arbeit Geld verdienen? Hast du was zu verschenken?
Es erscheint zunächst einmal absurd mittels einer möglichst freien Lizenz eine kommerzielle Verwertung von Inhalten zu ermöglichen. Denn tatsächlich gibt es die (unwahrscheinliche) Möglichkeit, dass jemand genau mit meinen Werken Millionen verdient. Dann stellt sich nur die Frage: Welchen Anteil hat ein einzelnes Bild, ein Absatz Text, der Bauplan für ein Gerät an dem tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolg eines Produkts? Tendenziell einen eher kleinen. Sollte ich also Geld für die Nutzungsrechte erhalten wollen, dann wäre das eher wenig. Zweite Frage in diesem Zusammenhang: Hätte ich den Inhalt weniger offen lizenziert (zum Beispiel durch die Lizenz cc-by-nc), hätte dann mein Werk überhaupt Verwendung gegen Geld gefunden? Möglicherweise nicht, und dann wäre es auch nichts mit der Namensnennung. Und nichts ist trauriger als ein Werk das nicht wahrgenommen wird…
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum ich bewusst die Lizenzmodule „non-commercial“ und „share alike“ nicht benutze (zumindest bisher nicht): Sie sind inkompatibel zu anderen Lizenzen und auch untereinander. Ein Beispiel: Wikimedia Commons (das ist das, wo die Wikipedia einen Großteil ihrer Bilder her hat und auch hin schiebt) nutzt für einen großen Teil cc-by-sa, wie zum Beispiel bei diesem wunderbaren Bild von einem Mettbrötchen. Wollte ich nun das Mettbrötchen-Bild weiterverwenden, dann dürfte ich das nur unter ähnlichen Bedingungen tun (denn das heißt „share alike“). Eine Einschränkung von kommerzieller Nutzung ginge hier also nicht mehr.
Umgekehrt gilt das ähnlich: Würde ich auf einmal einen Artikel mit „share alike“-Komponenten versehen, dann könnten Dritte nicht mehr unter cc-by-nc arbeiten, was ihnen möglicherweise sehr wichtig ist (mir ist es aus oben genannten Gründen ziemlich egal).
Creative Commons – und alles wird gut?
Natürlich nicht (wäre ja auch zu einfach, oder?). Zunächst einmal muss man feststellen, dass derzeit die Kennzeichnung cc-by nicht von sehr vielen Menschen nicht verstanden wird, und auch die Feinheiten (wie das Problem von cc-by-nc, siehe oben) sind eher unbekannt. Dann gibt es da noch viele andere Lizenzen, mit denen sich CC beißt (siehe dazu auch die entsprechenden Abschnitte in der deutschen und englischen Wikipedia).
Menschen, die mit stockphotos ihren Lebensunterhalt verdienen werden ebenfalls nicht begeistert sein, wenn auf einmal eine Flut von kostenlosen Inhalten ihnen Konkurrenz macht (obwohl eine gut verschlagwortete Datenbank für solche Bilder immer noch fehlt, reden wir bitte nicht über die Suche in flickr).
Ich selbst werde in Zukunft vermutlich in meinem Beruf jede Woche viele Stunden Werke erstellen, die ganz bestimmt nicht veröffentlicht werden, und schon gar nicht unter einer freien Lizenz. „One size fits all“ gilt eben auch bei Lizenzen nicht.